Samstag, 26. November 2011

Caras Weg zum Himmel: Mein zweiter Sternenkinder-Bauch

"Caras Weg zum Himmel". Angela Harand, www.bauchkunst.at, 2011.

Leider hatte ich nun innerhalb weniger Monate das zweite Mal die Aufgabe, einen Bauchabdruck zu bemalen, der die Eltern an ihr Sternenkind erinnern soll. Sternenkinder werden jene Kinder genannt, die ihre Familie viel zu früh verlassen haben. Eine sehr liebe Hebamme hat mir zu dem Thema gesagt: "Es gibt Kinder, die wie Flummis sind und nur kurz auf die Erde hüpfen."
Der Grund, warum ich es wichtig finde, diese Fotos und Geschichten hier zu veröffentlichen: Es gibt viel mehr Sternenkinder, als man denkt, wenn man sich mit dem Thema nicht beschäftigt. Kinder, die wie die kleine Cara aus diesem schönen goldigen Bauch schon im Mutterleib am plötzlichen Kindstod sterben, kommen in keiner Statistik vor. Am Papier sind ihre Eltern nie ihre Eltern geworden, auch in die Fälle der Säuglingssterblichkeit wird sie nicht einberechnet. Wenn ich hier die Fotos dieses Bauches zeige, will ich denjenigen, die eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt erleiden mussten oder einen solchen Fall in der Familie hatten, sagen: Ihr seid nicht alleine. Das kommt immer wieder vor. Es gibt viele Mütter und Väter, die diese Erfahrung machen mussten. Was ich bisher von den Betroffenen lernen durfte, gibt es wenig, das darüber hinweghilft. Was helfen kann, ist Kontakt zu Menschen, die einen verstehen, weil sie das gleiche erleben mussten. Außerdem ist es wichtig, das Ereignis nicht wegzuschieben, sondern es als Teil des Lebens anzunehmen und gebührlich zu trauern. Insofern hoffe ich, dass ich den Eltern mit einem liebevoll gestalteten Gipsabdruck etwas auf diesen Weg mitgeben kann.
Hier hat sich die Mutter als Thema Caras Weg zum Himmel ausgesucht: Das kleine Herz mit Flügeln, das ihre Eltern und ihre Schwester unten zurücklässt und in den Himmel hinauffliegt. Ihre Flügel breitet das kleine Mädchen über die Familie aus.


"Caras Weg zum Himmel", Angela Harand, www.bauchkunst.at, 2011

Donnerstag, 24. November 2011

Unsere Woche mit Fanti: Bergsteigen, Spenden Sammeln und Zeitschriften lesen


Vor einer Woche kam hier ein kleiner, blau gestreifter Elefant an. Fanti kam nicht um zu bleiben, sie wollte uns nur besuchen, um die Kinder und unseren Alltag kennenzulernen. Die Kinder sind schon relativ groß, 4 und 6 Jahre alt, und relativ wild und ungestüm. Trotzdem mögen sie kleine Kuscheltiere und erkundigten sich nach dem Tier aus der Schachtel, das mit der Post gekommen war, während sie im Kindergarten waren. Die Geschichte, dass Fanti um die Welt reist und Familien besucht, um schließlich in Afrika zu bleiben, wo nicht jedes Kind ein Zimmer voll Spielsachen hat, faszinierte sie sehr. Immer wieder fragten sie während unserer Gastfamilien-Woche nach dem Elefanten. Der (oder die, schließlich ist sie trotz blauer Farbe angeblich ein Mädchen) saß die meiste Zeit in meinem Atelier. Bei uns ist das recht praktisch, eines der Zimmer unserer Wohnung ist mein Atelier, so dass ich mich immer zu Hause fühle, auch bei der Arbeit. Das Elefantentier wunderte sich natürlich erst einmal über dieses Atelierzimmer. Eigentlich geht es den meisten so, die zum ersten Mal in unsere Wohnung kommen, auch den Menschen. Einen Raum voll mit Gipsabdrücken von meist schwangeren Frauen aller Farben und Formen hat kaum jemand schon gesehen. Also habe ich Fanti erstmal erklärt, worum es hier geht und wozu das gemacht wird. Dann haben wir uns an die Arbeit gemacht. Was am ersten Tag noch zu tun war, war einen Entwurf für einen Bauchabdruck zu zeichnen. Die wilden Kerle kamen später hinzu und beurteilten ihn gemeinsam mit Fanti. 
Am nächsten Tag saß Fanti hauptsächlich geschützt im Regal, denn es wurde heftig geschliffen, gegipst und grundiert. Keine Arbeit für Tiere mit so empfindlicher Haut, die schmutzig werden könnte. Dafür bekam sie am nächsten und übernächsten Tag Gelegenheit zum Bergsteigen. Fanti kletterte die grundierten Bäuche auf und ab, danach probierte sie auch einen bunten aus. Gefiel ihr. Beim Bergsteigen philosophierte sie über die Mutter-Kind-Bindung, den Unterschied dieser Bindung bei Menschen und Elefanten. Sie selbst behauptet zum Beispiel, dass Elefanten wie sie sich an die Zeit im Mutterleib bestens erinnern, da Elefantenkühe 24 Monate tragen. „Ist doch logisch, dass du dich an das Leben in Mamas Bauch erinnerst, wenn du darin zwei Jahre alt wirst“, sagte sie. Ja, eh logisch, Fanti, und dazu noch mit einem Elefantengedächtnis.

“Es war wunderbar im Bauch meiner Mama“, seufzt Fanti. „Sind eigentlich alle Frauen, die zu dir kommen trächtig?“, fragt sie. „Schwanger heißt das bei Menschen, Fanti“, sage ich. „Nein, nicht alle sind schwanger, aber die meisten. „Außerdem kommen dann manche der vormals schwangeren Damen ein paar Wochen später noch einmal, um Fußabdrücke von ihren Babys machen zu lassen“, erkläre ich ihr. So habe ich also manchmal auch mit kleinen Menschlein zu tun. „Und weißt du was Fanti, manchmal darf ich diesen Babys dann sogar ihr Kinderzimmer bemalen. Das ist großartig.“ Ha, und dann fiel mir ein, was ich Fanti unbedingt zeigen musste: Fotos von meiner Kinderzimmer-Wandmalerei mit dem Titel „Kleines Rüsseltier“. Das war der Hit. Fanti hüpfte auf und ab und bekam sich nicht mehr ein vor Begeisterung. Na wer weiß, vielleicht trifft Fanti in Afrika sogar einmal so einen richtigen, riesigen, grauen Elefanten.

Am nächsten Tag machten die wilden Kerle und ich am Heimweg einen Stopp im Supermarkt. Unter anderem kauften wir ein Eltern-Magazin, das wir zu Hause gleich mit Freude betrachteten. Die nette Österreich-Redakteurin von „Eltern“ hat für das Dezember-Heft einen wirklich schönen Artikel über mich und die Bäuchlein geschrieben. Hier geht es einmal nicht nur um bemalte Babybäuche, sondern es wird auch ein bisschen über mich geschrieben. Das hatte ich mir gar nicht erwartet, ich dachte, dass wir über mich ein wenig getratscht hatten, war nicht für den Artikel. Umso mehr freute ich mich jetzt und natürlich habe ich die Zeitschrift auch Fanti gezeigt. „Schöne Fotos“, sagte Fanti. Mehr war ihr nicht zu entlocken.

Wenig später sagte sie aber: „Ich habe nachgedacht. Wenn du sogar in Zeitungen vorkommst, kennen dich ein paar Leute, und du kannst ein paar davon erreichen. Was ist, wenn du wie Johanna in der Vorwoche einen Aufruf im Internet machst?“ „Ach Fanti, du meinst, so eine Spendenaktion für die Kinder in Afrika?“, frage ich und habe verstanden... Gute Idee, kleiner Elefant. Für die Aktion nützten wir meine Facebook-Seite „Bauchkunst von Angela Harand“. Da Gipsabdrücke nun einmal meine Leidenschaft sind, wollte ich die Spendenaktion irgendwie damit verbinden. So teilte ich dem sozialen Netzwerk mit: Für jedes Foto eines selbst gemachten Gipsabdruckes auf einer Pinnwand spende ich einen Euro an die Hilfsorganisation Harambee. Mir machte die Aktion aufgrund der vielen schönen Fotos, die ich so zu sehen bekam, viel Freude und immerhin kamen so 20 Euro zusammen, die ich bereits für die Frauen und Kinder in Kenia überwiesen habe.

„So Fanti“, sagte ich dann am Mittwoch Morgen zum Rüsseltier, „Zeit zum Aufbrechen, eine neue Familie wartet auf dich“. „Ok“, meinte Fanti, „was sein muss, muss sein“. „Aber bevor du mich wegschickst, müssen wir noch zwei Dinge tun. Erstens: Ein Paket für die Kinder in Afrika packen. Was Schönes, worüber sie sich freuen. Zum Beispiel Buntstifte, Spielzeugautos und ein lebendes Huhn“, sagte sie. Wir machten uns also an die Arbeit und packten einen Karton mit den Dingen, die Fanti vorgeschlagen hatte. Das Huhn wollte nicht in den Karton, also nahmen wir als Ersatz ein nicht lebendes Huhn. „Und zweitens?“, fragte ich Fanti? „Zweitens ein Abschieds-Bussi“, sagte Fanti und drückte mir ihren weichen Rüssel ins Gesicht.


 „So, jetzt aber ab in deine Reiseschachtel und gute Reise. Und lass was von dir hören. Besonders freue ich mich auf die Fotos aus Afrika“, flüsterte ich noch in das Elefantenohr.

Mittwoch, 16. November 2011

Ein Elefant zu Besuch im Bauchkunst-Atelier

Darf ich vorstellen? Das ist Fanti, auf der Durchreise nach Afrika.

"Es war einmal ein Elefantenmädchen, das reiste um die Welt. Heute ist es bei uns angekommen und bleibt jetzt eine Weile hier", erzählte ich heute meinen beiden Buben, als ich sie vom Kindergarten abholte. Zu Hause haben wir das Kuscheltier namens Fanti aus seinem Karton befreit. Was es mit Fanti auf sich hat?
Es ist so ähnlich wie bei diesem Gartenzwerg aus der "Fabelhaften Welt der Amélie", falls ihr euch erinnert. Da reist der Gartenzwerg um die Welt und schickt von überallher Fotos nach Hause, um zu zeigen, wo er war. Eiffelturm, Trevi-Brunnen, was weiß ich, ich kann mich nicht mehr so genau entsinnen.
Fanti jedenfalls kommt von der Babyzentrale in Deutschland, wo sie einem kleinen Jungen namens Bastian gehörte. Bastians Eltern beschlossen irgendwann, Fanti auf Tour zu schicken, zu verschiedenen Unternehmen, die ebenfalls mit Kindern und Babys zu tun haben. Von den verschiedenen Menschen, die von diesem Vorhaben hörten, kamen gute Ideen. Die beste Idee: Fanti soll am Ende ihrer Reise nach Hause fahren, und zwar nach Kenia. Auf ihrem Weg erinnert sie nun alle daran, den Kindern in Afrika Geschenke mitzugeben oder für sie zu spenden. Selbstverständlich wird es zum Abschluss im neuen Jahr auch Fotos und Berichte von Fanti aus Afrika geben.
Den Bericht über Fanti am Blog der Babyzentale findet ihr hier: Alle Wege führen nach Kenia.
Seht euch auch die Seite der Hilfsorganisation Harambee für Frauen und Kinder in Kenia an. Vielleicht bekommt ihr Lust, etwas zu spenden oder dort ein Patenkind zu unterstützen. Hier weiß man wirklich, wo die Spenden hingehen und was genau damit gemacht wird. Eine schöne Möglichkeit für alle, die in der Weihnachtszeit etwas karitatives tun möchten und sich von anonymen Erlagscheinen nicht angesprochen fühlen.
So, jetzt aber noch ein paar Fotos von Fanti und ihrem ersten Nachmittag bei uns. Im Laufe der nächsten Tage werde ich natürlich nochmal berichten!
Fanti scheint etwas ratlos. "So viele Damen ohne Kopf? Was soll das sein? Gipsabdrücke vom Babybauch? Hmmm. Und das hier am Tisch? Entwürfe für einen neuen Bauchabdruck? Schön, sieht fast so blau aus wie ich."

Lenny und Fanti schauen sich nun gemeinsam die Entwürfe an. Beide ratlos. Was sind das für blaue Wesen auf den Vorlagen? Was sind Avatars? Wieso sollen die auf einen Bauchabdruck? Alles nicht so einfach zu erklären. Hier ist jedenfalls der fertige Entwurf:

Von Fanti begutachtet: Entwurf für einen der nächsten Bauchabdrücke, den wir hier bemalen werden: Eine Avatar-Familie, wie von den Kunden gewünscht!

Ach was, hier gibt es zwei wilde Kerle. Fanti ist vor Schreck umgefallen.

Wand- und Dekorationsmalerei Fotoalbum

Dia-Show Kunstbäuche