Samstag, 30. Oktober 2010

Schmetterlinge am Bauch

"So einen mit Schmetterlingen hätte ich gerne", sagte Kristina.
Eigentlich liebe ich Schmetterlinge. Sie sind klein, leicht, flatterig, bunt und wunderschön. Sie sind perfekt symmetrisch, haben die bezauberndsten Muster und sind schwer einzufangen. Sie sitzen auf bunten Blumen und sie waren einmal eine sympathische kleine Raupe Nimmersatt.
Im Moment habe ich eine eher problematische Beziehung zu Schmetterlingen. Meine große Liebe zu ihnen droht zeitweise doch in leichte Ablehnung umzuschlagen. Nein, nicht dass ihr glaubt! Wenn ich einen leibhaftig vor mir sehe, finde ich ihn entzückend! Ich schaue mir auch weiterhin gerne Bilder von ihnen an. Gerade heute im Künster-Fachmarkt habe ich sehnsüchtig einen 500-Seiten-Bildband "Die Schmetterlinge dieser Welt" betrachtet und nur aus Budgetgründen zurückgelassen.
Meine Probleme mit den bunten Tierchen tauchen nur immer dann auf, wenn eine Bauchkunst-Kundin mir auf die Frage "Und was haben Sie sich bei der Bemalung in etwa vorgestellt?" antwortet. Denn ich sage euch etwas. In etwa 50 Prozent der Fälle lautet die Antwort: "Also Schmetterlinge sollten auf jeden Fall dabei sein!". Manchmal aber auch: "Ganz ganz viele Schmetterlinge, bitte!". Auch schon vorgekommen: "Also das... und das... und das... und DANN noch ein Schmetterling!". Ich habe nicht nachgezählt, wie viele Schmetterlinge ich in den letzten zwei Jahren gemalt habe, aber es waren gefühlte 500. Natürlich werde ich meinen Kundinnen gegenüber nicht unfreundlich. Bisher habe ich keine angeschrien: "Nein, nicht schon wiiiieeeder! Gute Frau, wollen Sie nicht Pinguine, Krokodile, Tiger, oder ein Faultier auf ihren Babybauchabdruck???"
Ich stelle mir aber schon manchmal die Frage nach dem Warum. Warum wollen denn wirklich alle so gerne Schmetterlinge? "Weil sich ein Baby anfangs im Bauch so anfühlt wie ein Schmetterling", meinte einmal jemand. Nun gut, aber spätestens ab dem achten Monat fühlt es sich an wie ein kleines, wild gewordenes Alien! Ich schätze, die Antwort ist einfach: Sie sind wunderhübsch, bunt, flatternd, perfekt symmetrisch usw.
Wie auch immer... Ich besinne mich einfach jedes Mal wieder darauf, dass es für diese Frau nicht der 62. Bauch mit Schetterlingen ist, sondern der erste und einzige. Es ist der Gipsbauch, der in ihrem Schlafzimmer oder Wohnzimmer hängen wird, und an dem sie sich lange, lange Zeit freuen soll. Und wenn bunte Schmetterlinge das schönste sind, was sie sich vorstellen kann, dann soll sie diese bitteschön haben. Und ich werde mich bei jedem einzelnen Schmetterling, den ich male, bemühen, als wäre es der Erste, der Einzige, der ganz Besondere. Versprochen.
"Ganz, ganz viele Schmetterlinge bitte", war der Wunsch von Ute.
"Olivenzweige und Schmetterlinge bitte", sagte Tanja.
"Gelb und drei Schmetterlinge drauf", war sich Sandra sicher.
Schmetterlinge in malve und lavendel für Cornelia.
Schmetterlinge aus Glitzersteinen, war sich Silke sicher, die machen sie froh.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Freundin I. bekommt ein Tattoo

"Phönixauge", Entwurf. Angela Harand, 2010.
Ich geb es zu, ich habe eine heimliche Leidenschaft. Ich liebe Tätowierungen. Also nicht die schleißigen, die schnell hineingestochenen. Auch nicht diese dicken schwarzen Linien, die sich Tribals nennen und als Arschgeweihe eine steile Karriere hingelegt haben. Häfenpeckerl sind eine tragische Angelegenheit, ebenso raumgreifende Schriftzüge in martialischen Lettern oder verblasste Rosen aus dem Urlaub. Tattoos, über die sich der Besitzer nach spätestens drei Jahren überlegt, wie er sie wieder loswerden könnte, weil sie nicht mehr "in" sind, finde ich extrem blöd.
Aber wer sich mit der Materie schon eingehender beschäftigt hat, weiß: Auf diesem Gebiet gibt es Künstler, die ganz Großartiges schaffen. Sie arbeiten mit einer enormen Detailgenauigkeit, schattieren meisterhaft, sind kreativ und talentiert. Sie nehmen ihre Arbeit ernst und schaffen Kunstwerke, die ich nur bewundern kann. Ich frage mich oft, wie eine solche Präzision zu erreichen ist, noch dazu, wo diese Leute oft den ganzen Tag über ihrer Arbeit sitzen. Wer jetzt nicht ganz versteht, was ich meine, soll mal Kim Saigh googeln, oder Valerie Vargas. Megan Oliver ist da noch zu nennen, oder die wunderschöne Saira Hunjan. Die Bilder ihrer Arbeiten kann ich nir stundenlang ansehen. Ich muss mich also besser ausdrücken: Ich liebe nicht alle Tätowierungen, sondern ich liebe es, Bildbände mit den Fotos von prächtigen Tattoos anzusehen. Ich gehe zu Thalia, um in der Zeitschriften-Abteilung die Tattoo-Magazine durchzublättern, und hie und da kaufe ich mir eines.
So, jetzt aber zur eigentlichen Geschichte: Vor etwa drei Wochen bekam ich ein Mail von Freundin I. Sie wünscht sich zum Geburtstag ein Tattoo, und zwar eins von mir. Ich solle doch bitte bitte ein Motiv entwerfen. Die Vorgabe: ein weinendes Auge, zusätzlich eventuell Phönix, Schmetterlinge, Blumen, Elfen. Das Bild soll die Liebe zu ihrer Mutter ausdrücken und die Trauer über deren Tod.
Was hab ich mich gefreut, dass I. so etwas Persönliches und Bleibendes haben möchte, und dann von MIR! was für eine Ehre, was für eine schöne Aufgabe. Nun hatten meine Kinder und ich im Urlaub eine Schachtel Buntstifte und einen Zeichenblock mit, außerdem "The Mammoth Book of Tattoos" (Empfehlung!) als Inspiration. Inzwischen habe ich I. die vier Entwürfe geschickt. Sie freut sich! Sie gefallen ihr! Wir sind uns einig, dass das "Phönixauge" am schönsten ist. Jetzt müssen wir nur noch den besten Tätowierer von Wien auftreiben, der meinen Entwurf so umsetzt, dass er unter der Haut noch schöner aussieht als auf dem Papier...



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