Angela Harand: Babybauchabdrücke, Wandmalerei, Dekorationsmalerei: Mai 2011


"Mein Sternenkind". Kunstbauch auf Leinwand. Angela Harand, 2011, www.bauchkunst.at

Vor einigen Wochen bekam ich ein Mail von Bianca. Wie viele Mütter hatte sie in der Schwangerschaft selbst mit ihrem Mann einen Gipsabdruck angefertigt, um ihn nachher selbst zu bemalen. Ein paar Wochen später hatte sie den Mut dazu verloren. Von ihrer kleinen Tochter waren in der 37. Schwangerschaftswoche keine Herztöne mehr zu hören. Sie musste Emma auf die Welt bringen, als diese nicht mehr lebte. Für jede Frau, die Kinder geboren hat, ist das wohl das Schlimmste, was sie sich vorstellen kann. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, aber ich glaube, ich hätte meinen Gipsbauch nie wieder ansehen können und wäre vielleicht an der Situation verzweifelt. Deshalb beeindruckte mich Biancas Mail besonders. Sie schrieb mir, dass ihr der Gipsabdruck nun so wichtig sei, weil es das Einzige ist, was ihr als Erinnerung an die Schwangerschaft geblieben war. Sie könne ihn nun nicht selbst bemalen, da die Angst zu groß sei, ihn zu "verderben". Der Bauch soll sie immer an diese Zeit im Leben erinnern, die nun einmal dazu gehörte. Auch die Hoffnung habe sie nicht verloren, sie glaube immer noch daran, bald zwei oder drei Kinder zu haben. Mit dieser Geschichte im Hintergrund war es für mich etwas Besonderes, den Abdruck zu gestalten. Natürlich war der Druck etwas höher als sonst, auch alles richtig zu machen und den Eltern der kleinen Emma eine Freude zu machen und ihnen ein schönes Erinnerungsstück zu geben. Die Vorgaben Biancas waren recht genau, sie wollte den "Sonne und Sterne"-Bauch, den sie auf meiner Seite www.bauchkunst.at gesehen hatte. Da bei mir nie zwei verschiedene Kunden das gleiche Produkt bekommen, entschloss ich mich zu ein paar Änderungen:
Die Mitte der Sonne malte ich herzförmig. Bianca hatte mir gesagt, dass der Bauch so eine schiefe Form hatte, da ihre Gebärmutter herzförmig ist. Sie hatte mir das mitgeteilt, da ihr wichtig war, dass ich den Gipsabdruck nicht "zurechtbiege", wenn ich ihn bearbeite und beschichte.
Die Schrift ließ ich blasser blau als bei meinen bisherigen Bäuchen mit dem Sonnenmotiv. Zur kleinen, zarten Emma, die nie laut schreien konnte, hätte eine zu kräftige Farbe nicht gepasst.
Im Hintergrund, zu dem ich keine Vorgaben hatte, entschloss ich mich, unten schwarz zu beginnen. Die Trauer löst sich jedoch nach oben hin über verschiedene Blautöne ins Hellblaue auf. Ein Silberstreif am Horizont steht für die Hoffnung, die ich an Emmas Mama so bewundernswert finde.